Kategorie: Lasst uns übers Wetter reden!

Kältewellen stehen bevor: Winter bis Mai?

Kalendarisch ist Winter, auch wenn es meteorologisch seit Monaten nicht danach aussieht. Igel unterbrechen ihren Winterschlaf, Vögel bauen ihre ersten Nester, in manchen Gegenden Deutschlands sprießen sogar schon Sprossen. Trotz Schmuddelwetter sind die Temperaturen viel zu warm für die Jahreszeit.

Wetterstatistiker haben sich jetzt mit Nachrichten zu Wort gemeldet, die dem einen oder anderen Sonnenfreund ein Schaudern ins Gesicht zaubern werden. Der Winter soll erst kommen, und zwar in mehreren Teilen. Bis April sollen die Temperaturen dreimal in sogenannte Kältetäler fallen.

Laut Meteorologen kommt die erste Kältewelle Ende Januar nach Deutschland. Dabei wird sich der Kaltluftstrom

Foto: GdeFon

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aus Osteuropa in Richtung Mitteleuropa noch deutlich verstärken. Das Winterwetter wird demnach bis in den Februar hinein anhalten, bevor die Temperaturen zwar wieder steigen, die Schneelandschaften, die man sich zu Weihnachten gewünscht hätte, wandeln sich jedoch in Matschlandschaften um, wieder Regen und Stürme. “Im Februar schlägt die russische Kältepeitsche am heftigsten zu“, weiß Diplom-Meteorologe Dominik Jung gegenüber dem Onlinedienst gmx.net.

Wenn man in den Hundertjährigen Kalender schaut, entdeckt man, dass sich der Wetterverlauf mit dem deckt, was Meteorologen für die nächsten Monate vorsichtig prognostizieren. Das Wechselbad zwischen Regen, Schneeschauern und Andeutungen vom einzelnen Sonnentagen wird sich wohl bis in den April hineinziehen, darunter immerwieder Temperaturstürze in Richtung Gefrierpunkt. Der Frühling wird sich erst im Mai langsam entwickeln.

Für Romantiker haben die klaren Frostnächte, die uns erwarten, auch etwas Gutes. Experten sagen sternenklare Nächte voraus, die Fernsichten erlauben, wie man sie sonst nur vom Nordpol kennt.

Mildes Wetter: Pollen starten, Vögel landen

Während es in anderen Teilen der Erde der Winter zu gut meint, wie zum Beispiel in weiten Teilen der USA, ist es in Deutschland viel zu warm für die Jahreszeit. Dass im Januar das Thermometer bis auf 15 Grad Celsius klettert, bereitet nicht nur Wintersportlern Kopfzerbrechen.

Auch Allergiker haben mit dem milden Wetter zu kämpfen. Denn sie sind bereits da: die Pollen. In großen Teilen Deutschlands sind schon Haselpollen unterwegs. Die höchste Belastung spüren Empfindliche in Sachsen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sei die Belastung in Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland eher geringer.

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Dieses Jahr haben Allergiker bereits im Januar mit ihrem Leiden zu kämpfen. Foto: Bausch & Lomb

Wie eine DWD-Sprecherin gegenüber Focus Online zu bedenken gab, sei der frühe Beginn der Pollenbelastung nicht ungewöhnlich. Im Winter 2011/2012 wären die ersten Prognosen bereits vor Weihnachten herausgegeben worden.

Vögel bereits in Balzlaune
Auch auf die Tierwelt wirkt sich der viel zu milde Jahresbeginn aus. Viele Vogelarten sind bereits in den Kampfring ums Revier getreten. Arten wie die Kohl- und Blaumeisen hatten bereits vor Weihnachten ihren Gesang angestimmt und sind schon seit Ende Dezember auf der Suche nach geeigneten Nistplätzen. Wenn man „normale“ Jahre betrachtet, geschieht dies etwa einen Monat zu früh.

Nicht sehr beliebte Tiere, die Zecken, sind ebenfalls schon aktiv. Schon bei Temperaturen von sechs bis acht Grad Celsius erwachen die Blutsauger zum Leben. Christine Klaus vom „Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragbare Krankheiten“ warnt allerdings vor Panik. „Ein milder Winter führt nicht zwangsläufig zu einer Zeckenplage“, so Klaus. „Wenn es knackig kalt wird, ziehen sich die Zecken wieder zurück“, beruhigt die Expertin gegenüber Focus Online. Mit ständiger Wärme sind die gefürchteten Käfer keinesfalls glücklich. „Fällt das Frühjahr zudem warm und trocken aus, stört dies massiv die Entwicklung der Tiere.“, weiß Christine Klaus.

Warum das Wetter verrückt spielt

Das Wetter ist Geschmacksache. Dem einen ist es zu warm, dem anderen zu kalt. Doch was sich momentan in der globalen Atmosphäre abspielt, passt irgendwie nicht zusammen.

Amerika erstickt im Schnee, europäische Wintertourismusgebiete warten vergeblich auf das für sie „Weiße Gold”. Doch warum ist die Wetterlage momentan so verrückt und so ungleichmäßig über den Erdball verteilt?

Für die katastrophale Schneelage in den USA mit Temperaturen bis zu minus 50 Grad Celsius ist der sogenannte „Polar Vortex“, ein Polarwirbel, der sonst über dem Nordpol strömt, verantwortlich. Diese eisige Luftzirkulation wurde in Richtung Süden verschoben und wirbelt seit Jahresbeginn über Nordamerika. Betroffen sind vor allem der Mittlere Westen und der Nordosten der USA. Selbst in South Dakota, das von der typischen Prärielandschaft geprägt ist, wandern die Temperaturen weit unter den Nullpunkt. Das Klima in diesem Bundesstaat bringt normalerweise gemäßigte Winter mit Plusgraden und sehr heiße Sommer mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius.

16 Menschenleben fielen der Kältewelle bereits zum Opfer. Die US-Landwirte fürchten um die Ernteerträge für dieses Jahr. Meteorologen sprechen von der schlimmsten Kältewelle seit 20 Jahren.

Deutschland blüht auf

Während Wintersportfans mit der Wetterlage nicht glücklich sind, öffnen in vielen deutschen Städten die ersten

Während Nordamerika von Kälte gebeutelt ist, ziehen die milden Temperaturen die Deutschen nach draußen. Foto: Motto, Composing: gruuna.com (Symbolbild)

Während Nordamerika von Kälte gebeutelt ist, ziehen die milden Temperaturen die Deutschen nach draußen. Foto: Motto, Composing: gruuna.com (Symbolbild)

Straßencafes, in den Parks und Gärten treiben die ersten Blumenknospen. Nur zur Erinnerung: Es ist Anfang Januar.

Schuld an diesen für die Jahreszeit viel zu warmen Temperaturen ist die sogenannte Westwetterlage. Vom Atlantik her treffen Tiefs auf Europa, die zwar Sturm und Regen mit sich bringen können, sich allerdings meist vor der Küste auflösen oder dort verharren. Was auf dem Kontinent bleibt, sind die milden Temperaturen der Westwinde, gegen die die kalte Luft aus Russland keine Chance hat. Damit die Front aus Russland nach Mitteleuropa vordringen könnte, müsste das momentane Atlantiktief unterbrochen werden. Das wird aber laut Wetterdienst erst in den nächsten fünf bis sechs Wochen der Fall sein. Ob da allerdings Schnee dabei ist, trauen sich selbst Fachleute nicht vorauszusagen. „Zarte Trends kündigen eine leichte Abkühlung für Mitte Januar an.“, so die Experten von wetter.net.

Mit Voraussagen, wie sich das Wetter langfristiger entwickelt, sind Meteorologen inzwischen vorsichtig geworden. „Wetter-Langfrist-Prognosen versprechen auch einen milden Februar. Doch das ist ,Glaskugel-Lesen’. Wir machen keine Vorhersagen mehr als eine Woche im Voraus“, so Peter Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gegenüber Focus Online. „Am Ende bleibt das Wetter eben doch unberechenbar“, so der Meteorologe weiter.

 

Weiße Weihnachten? 100 Jahre Schmuddelwetter (Teil 2: Zweiter Weltkrieg bis in die 2000er)

Das diesjährige Weihnachtsfest fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Regen und Sturmböen dominierten den Heiligen Abend. Dabei sehnt man sich jedes Jahr aufs Neue nach langen Winterspaziergängen in trockenen Winterlandschaften und schneebedeckten Fensterbänken, die den Lichterglanz in der Stube doppelt so gemütlich erscheinen lassen.

Wir betrachteten das Winterwetter der letzten 100 Jahre. Nach dem ersten Teil, in dem wir die weihnachtlichen Wetterlagen von 1913 bis in die 30er Jahre unter die Lupe nahmen, haben wir uns die Launen der Natur vom Zweiten Weltkrieg bis heute angeschaut.

Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die Winter kälter. Der Winter 1937/1938 war von einer extremen Kältewelle geprägt. In Deutschland wurden bis minus 30 Grad Celsius gemessen. Am 25. Januar waren Nordlichter, wie sie normalerweise nur in der Nähe des Polarkreises zu sehen sind, bis zu den Alpen deutlich zu erkennen. Der darauffolgende Sommer hingegen brachte Hitzerekorde. Die milden Temperaturen gingen bis hinein in den November, bevor die Wintertemperaturen die getrübte Stimmung der kriegsgebeutelten deutschen Bevölkerung erneut widerspiegelten. Weihnachten 1939 brachte weiße Weihnachten, von bis minus 12 Grad wird berichtet.

Das Wechselwetter zwischen heißen Sommern und kalten Wintern setzte sich während der Kriegsjahre fort. Januar und Februar 1940 kletterten die Temperaturen bis auf minus 40 Grad Celsius. Die Ostsee zwischen Deutschland und Skandinavien war zeitweise zugefroren. Das heißt, man hätte theoretisch zu Fuß über das Meer nach Schweden gehen können.

Jährliche Frage: Wird Weihnachten romantisch weiß? Foto: pixabay

Jährliche Frage: Wird Weihnachten romantisch weiß?
Foto: pixabay

Der Winter 1945/1946 brachte wieder mildere Temperaturen, Unwetter waren die Folge. Ab diesem Zeitpunkt scheint sich das Wetter eingependelt zu haben, im Sommer warm, im Winter kalt. In den warmen Jahreszeiten kam es aber im Laufe der Jahre immer wieder zu Unwettern mit Überschwemmungen. Die weihnachtlichen Durchschnittstemperaturen dieser Zeit kletterten meist unter die Null-Grad-Grenze. Ein weißes Christfest war keine Seltenheit.

Die 50er Jahre brachten wieder mildere Winter. Der Schnee, den man sich heute zu Weihnachten wünscht, blieb meist aus, was auch gut so war, da die Menschen zur Fortbewegung auf „Schusters Rappen“ angewiesen waren und eingeschneite Dörfer die Existenz der Bewohner bedrohen konnten.

Die Plusgrade der folgenden Jahreswechsel brachten meist nasskaltes Wetter um die Weihnachtszeit. Im Dezember 1955 wurden in Deutschland bis zu plus 25 Grad Celsius gemessen. Die Kältewellen verschoben sich in den Jahresabläufen regelmäßig nach hinten. 1957 fielen aufgrund eines extrem kalten Aprils Obsternten aus. In den Alpen hielten im Mai noch extreme Schneefälle die Menschen in Atem, viele Pässe waren nicht passierbar.

Nach dem sogenannten „Jahrhundertsommer“ 1959 blieb es auch im Herbst und im Winter sehr warm. Zu Weihnachten wurden bis zu 10 Grad Celsius gemessen, aus Frankfurt am Main gibt es Berichte über blühende Blumen im Dezember. Das Wetter in Norddeutschland war in diesem Winter von viel Regen und Stürmen geprägt.

Ein kalter Winter eröffnete die „wilden“ 60er Jahre. Im Januar 1960 herrschten Temperaturen bis zu minus 29 Grad Celsius. Ganz Deutschland war von einer dichten Schneedecke überzogen. Das Wetter in diesem Winter kann als bezeichnend für das folgende Jahrzehnt betrachtet werden, fast jedes Jahr weiße Weihnachten. Der Winter 1962/1963 ging als „3. Jahrhundertwinter in Folge“ in die Geschichte ein. Im März wurden noch bis zu minus 20 Grad Celsius gemessen. In den Medien wurde bereits über das Kommen einer neuen Eiszeit diskutiert.

Die 1970er Jahre waren ebenfalls geprägt von frostigen und langen Wintern. Schnee blieb allerdings oft aus. Bis auf den Dezember 1976, dieser bescherte weiße Weihnachten in ganz Deutschland.

Bis Mitte der 80er Jahre war das Wetter nicht gerade entscheidungsfreudig. Erst 1984 schlug „Väterchen Frost“ so richtig zu. Ganz Mitteleuropa war von einer extremen Kältewelle betroffen. Diese langen und kalten Winter setzten sich in den Folgejahren bis 1986 fort. Im Januar 1987 wurde in manchen Teilen Deutschlands aufgrund von extremer Kälte mit sogar Toten Katastrophenalarm ausgelöst.

Ende der 80er Jahre waren die Dezember wieder sehr mild. Schnee- und Eiseinbrüche verlagerten sich in Richtung Frühjahre. In den 1990er Jahren war das Weihnachtswetter wiederum ein Wechselbad der Wünsche und Gefühle. Schnee gab es nachwievor meist erst nach dem Jahreswechsel. Im Februar 1996 behinderte Eis den Schiffsverkehr im Hamburger Hafen, die Ostsee war weitgehend zugefroren.

Der Milleniums-Winter 1990/2000 brachte nur in höheren Lagen Schnee. Die Durchschnittstemperaturen in den meisten Teilen Deutschlands waren zu mild. Vielen ist noch der Winter 2004/2005 in Erinnerung, der vor allem in Süddeutschland und in den Mittelgebirgen zu Schneechaos führte. München beispielsweise glich einer einzigen Schneedecke. Was vor allem Kindern Freude bereitete, ließ viele Reisende verzweifeln. Tagelang fiel im Münchener Hauptbahnhof der Zugverkehr aus.

Das Weihnachtswetter war also in den letzten Jahrzehnten nicht so schlecht wie sein Ruf. So stürmisch und verregnet die diesjährigen Weihnachtsfeiertage in den meisten Teilen Deutschlands sind, desto mehr kann man auf weiße Weihnachten im nächsten Jahren hoffen.

 

Weiße Weihnachten? 100 Jahre Schmuddelwetter (Teil 1: 1913 – 1934)

Meteorologen haben sich jetzt getraut, eine Prognose für das diesjährige Weihnachtsfest abzugeben. Eine schlechte Nachricht für Romantiker, Postkartenmotive mit schneebedeckter Landschaft werden wohl ausbleiben. Dafür soll es richtig ungemütlich werden, Schmuddelwetter und Sturmböen erwarten uns in den Weihnachtsfeiertagen kommende Woche.

Doch wo sind die Bilder hingekommen, die ältere mit ihrer Kindheit verbinden und jüngere Leute von alten Gemälden und Historienfilmen kennen – trockene, dicke Schneedecken, Kinder auf Hängen mit ihren Schlitten, Schlittschuhläufer auf zugefrorenen Bächen und Teichen, mollig warm in dicke Schals gepackt – ist das wirklich Schnee von gestern oder existieren die Bilder wirklich nur in den Gedanken der Maler romantischer Bilder? Wir haben uns die Entwicklung der Wetterlagen zu Weihnachten der letzten hundert Jahre angeschaut und haben Erstaunliches entdeckt.

Bilder wie von heute: 1913 wurden Nord- und Ostseeküste von einer heftigen Sturmflut heimgesucht. Foto: usedom-fotos.com

Bilder wie von heute: 1913 wurden Nord- und Ostseeküste von einer heftigen Sturmflut heimgesucht. Foto: usedom-fotos.com

Im Dezember 1913 bot das Wetter keinen schöneren Anblick als genau hundert Jahre später. Etwa ein halbes Jahr vor Ausbruch des ersten Weltkrieges tobten in Deutschland heftige Unwetter. Der Norden Deutschlands wurde am 4. Dezember von schweren Stürmen heimgesucht, die im Ostseeraum zu Überschwemmungen führten. In Berlin hingegen schneite es, für den Geschmack der Bewohner des damaligen Deutschen Kaiserreiches, zu viel, denn die Hauptstadt versank geradezu in den Schneemassen. Das globale Wetter war nicht besser. In Texas forderten am 3. Dezember schwere Überflutungen 20 Menschenleben.

Mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo begann der Erste Weltkrieg. Europa war zu diesem Zeitpunkt nicht nur von politischen und wirtschaftlichen Krisen gebeutelt, sondern auch vom Wetter und von Naturkatastrophen. Der Winter 1914/1915 war gekennzeichnet von sehr heftigen Wechseln, wie man sie nur in der heutigen Zeit der Klimadiskussion vermuten würde.  Am 13. Januar 1915 wurde die italienische Toskana von einem schweren Erdbeben heimgesucht, 30.000 Menschen sterben. In Deutschland tobten Schneestürme, die allerdings schon im Februar in Tauwetter und heftigen Regenfällen endeten. Der folgende Sommer war von einer Hitzewelle gekennzeichnet. Am 10. Juni wurden in Berlin 35 Grad Celsius gemessen, damals die höchste Temperatur in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen.

Bis in die 20er Jahre waren die Winter geprägt von Regen und Unwettern. Am 24. Dezember 1921 war weit und breit keine romantische Winterlandschaft zu sehen – Regen, Regen, Regen. Am 1. Januar führte der Dauerregen zu einer Springflut an der Nordsee, der Strand der Insel Sylt wurde einfach weggespült. Das nasskalte Wetter hielt bis Ende Januar 1922 an. Da schlug das Wetter in eine extreme Kältewelle um, bis minus 20 Grad Celsius wurden gemessen, zu kalt für romantische Winterspaziergänge. Im April war dann Schluss mit Frieren, die Temperaturen stiegen nahezu in Rekordtempo an. Zu Ostern desselben Jahren wurden plus 25 Grad gemessen, innerhalb von etwa zwei Monaten ein Temperaturanstieg von 45 Grad Celsius.

Die deutschen Winter der folgenden Jahre waren geprägt von Schmuddelwetter, Stürmen, Überschwemmungen und sogar Orkanen. Eine Ausnahme machte der Dezember 1926. Zu Weihnachten dieses Jahres wurden Frost und weiße Landschaften aufgezeichnet. Der Januar 1927 war wiederum sehr mild und schneearm.

Nur zwei Monate später kam zum erstenmal das Wort „Klimawandel“ ins Gespräch. Der damalige Leiter des Deutschen Wetterdienstes setzte sich in einem Presseartikel mit der Frage auseinander, ob die milden Winter der vorangegangenen Jahre auf eine langfristige Klimaveränderung hindeuten würde. Er kam allerdings zum Schluss, dass es keine Klimaveränderung gäbe.

Die Winter in den 30er Jahren waren gekennzeichnet von Wechselbädern aus kurzen Schneeperioden, vor allem in Süddeutschland, und Naturkatastrophen aufgrund von starken Regenfällen in ganz Europa mit zahlreichen Toten. Nachdem im Sommer 1934 aus der ganzen Welt von Naturkatastrophen und Wetterextremen berichtet wurde, in New York wurden im Juli 55 Grad Celsius (!) gemessen, kam in Deutschland der Winter, allerdings zu früh. Anfang November war das Land des damaligen Nazi-Regimes von Schnee bedeckt, der nicht lange blieb. Der Dezember ging als „Frühjahrsweihnacht“ in die Wettergeschichte ein, knospentreibende Bäume und Sträucher prägten das Landschaftsbild.

Lesen sie am 25. Dezember, wie die Menschen die Winter vom Zweiten Weltkrieg bis heute erlebten.

 

Orkan „Xaver“: Etwas mehr als ein blaues Auge

„Xaver“, von den Dänen übrigens „Bodil“ und von den Schweden „Sven“ getauft, geht wohl als Wettername des Jahrzehntes negativ in die Meteorologiebücher ein. Im Vorfeld ließ das Sturmtief vorallem das Blut der Bewohner der deutschen Küstenregionen in den Adern gefrieren. Gerade Hamburg wurde von extrem schweren Unwettern in den letzten Jahrzehnten gezeichnet. Als „Xaver“ im Anmarsch Richtung Europa war, kamen schnell Erinnerung an die verheerende Sturmflut 1962, die große Teile der Hansestadt zerstörte und 315 Menschen das Leben kostete, hoch. Die Bilanz des Orkans vorige Woche ist im Vergleich zur Flut 1962 erfreulich. Zu behaupten, Deutschland wäre mit einem blauen Auge davon gekommen, wäre allerdings etwas untertrieben.

Warnungen gab die Deutsche Unwetterzentrale für ganz Deutschland heraus, auch in den südlichen Nachbarländern, wie Österreich und die Schweiz, bereitete man sich auf die schlimmsten Szenarien vor. Doch der Orkan traf vor allem Norddeutschland und zog dann in Richtung Baltikum und in weiterer Folge nach Russland weiter.

Entstanden war das Sturmtief südlich von Grönland auf dem offenen Nordatlantik und traf am 5. Dezember auf Großbritannien. Bereits am Nachmittag des selben Tages erreichte „Xaver“ das europäische Festland. Die höchsten Sturmgeschwindigkeiten wurden mit bis zu 174 km/h auf Sylt gemessen. Am 6. Dezember wurde der höchste Pegelstand über Hochwasser gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt gaben mehrere vorgelagerte Inseln “Land unter“ bekannt. Der Orkan brachte den zweithöchsten Pegelstand seit Beginn der Aufzeichnungen 1825 nach Hamburg-St. Pauli. Gemessen wurden dort 5,10 Meter.

Sturmflut im niedersächsischen Fedderwardersiel am 6. Dezember. Foto: Deutscher Feuerwehrverband/Joachim Probst

Sturmflut im niedersächsischen Fedderwardersiel am 6. Dezember. Foto: Deutscher Feuerwehrverband/Joachim Probst

Im Rest der Bundesrepublik waren die Ausläufer des Tiefs zwar teilweise heftig zu spüren, hinterließen aber keine größeren Schäden. Merkbar waren die Windböen vorallem auf exponierten Stellen. So wurde zum Beispiel auf der Moseltalbrücke in Rheinland-Pfalz ein Kleintransporter mit Hänger umgeweht, verletzt wurde dabei niemand. Für die Mittelgebirge, wie dem Brocken im Harz, wurde großteils Warnstufe Rot ausgegeben, was als lebensgefährlich gewertet werden kann. Durch Ausfällen bei Bahn und Flug im Norden wurde der Fernverkehr in ganz Deutschland beeinträchtigt. Weihnachtsmärkte mussten, teilweise vorsorglich, ihre Stände abbauen, Kinder in Norddeutschland freuten sich vermutlich über den Ausfall des Schulunterrichtes.

In Deutschland gab es keine offiziellen Todesopfer. Ob der Krankenwagen, bei dessen Unfall in Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern die 82-jährige Patientin starb, aufgrund einer Windböe umkippte, ist noch unklar. In den anderen betroffenen Staaten starben insgesamt elf Menschen an den Folgen des Unwetters.

„Xaver“ zog auch eine Schneise durch Wald und Flur. Über land- und forstwirtschaftliche Schäden liegen dem Bundeslandwirtschaftsministerium noch keine konkreten Zahlen vor, wie eine Sprecherin gegenüber der Wetterversicherung bestätigte.

Gelungener Start: „Swarm“ erforscht Veränderung des Erdmagnetfeldes

Von Michi Jo Standl
Darmstadt/Plessezk. Die Europäische Weltraumorganisation ESA schickte vergangenen Freitag im Rahmen der Mission „Swarm“ (Schwarm) drei Satelliten ins All, die das Magnetfeld der Erde erforschen sollen. Von den gelieferten Daten erhofft man sich Zusammenhänge zwischen Veränderungen des Magnetfeldes und der Klimaerwärmung herauszufinden. Wir waren beim Start im Kontrollzentrum in Darmstadt dabei.

Pünktlich um 13.02 Uhr mitteleuropäischer Zeit startete die Rockot-Trägerrakete mit der Satelliten-Konstellation„Swarm“ vom Kosmodrom Plessezk in Nordrussland aus ins All. Nach nur 91 Minuten Flugzeit setzte die Rakete die Satelliten in einer polnahen Umlaufbahn in 490.000 Metern Höhe aus. Nachdem die Bodenstationen in Schweden und Norwegen den Kontakt herstellen konnten, werden die Satelliten nun vom ESA-Raumflugkontrollzentrum Darmstadt aus kontrolliert. In der dreimonatigen Einsatzerprobung werden die wissenschaftlichen Nutzlasten überprüft und die Satelliten auf ihre jeweilige Einsatzbahn an den Äquator befördert.

Die Satelliten der „Swarm“-Mission werden die nächsten Jahre aus einer Höhe von etwa 500.000 Metern Daten über die Erde sammeln. Illustration: ESA–P. Carril, 2013

Die Satelliten der „Swarm“-Mission werden die nächsten Jahre aus einer Höhe von etwa 500.000 Metern Daten über die Erde sammeln. Illustration: ESA–P. Carril, 2013

Magnetfeld „Mitschuld“ an Klimaerwärmung

Wissenschaftler vermuten, dass momentan auf unserem Planeten etwas stattfindet, was vor 1.076.000 Jahren schon einmal geschah. Die Pole würden sich demnach verschieben und gleichzeitig das Magnetfeld schwächer werden. Der Nordpol würde den aktuellen Forschungsergebnissen zufolge zum Südpol werden und umgekehrt. Wenn das wieder eintritt, würde eine Kompassnadel nicht mehr nach Norden zeigen, sondern nach Süden. Zugvögel, die sich nach dem Magnetfeld orientieren, hätten Probleme, sich zurecht zu finden. Auf die Schifffahrt oder den Flugverkehr würde die Verschiebung wenig Einfluss haben, da heutzutage nicht mehr mit analogen Kompassen navigiert wird.

Bereits 2008 fanden Wissenschaftler der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) heraus, dass das Magnetfeld der Erde auch Einfluss auf unser Klima nimmt. Man hatte immer angenommen, dass die Erderwärmung ausschließlich menschengemachte Ursachen wie Fabriken und den motorisierten Verkehr hat. Wenn das Erdmagnetfeld um ein Prozent schwächer wird, stiege das Kohlendioxid in der Atmosphäre innerhalb von zehn Jahren um ein Teil pro einer Million an. Auf die nächsten Jahrhunderte gesehen, eine im Vergleich zum Erdzeitalter kurze Zeit, könne das deutlich erkennbare Temperaturanstiege mit sich bringen – und das zusätzlich zu den Ursachen, die in der Verwendung fossiler Brennstoffe zu suchen sind.

„Mit Swarm soll in Kürze eine Lücke unseres Wissens über das System Erde und unserer Beobachtung von Phänomenen des globalen Wandels geschlossen werden“, so Volker Liebig, Direktor der ESA für Erdbeobachtungsprogramme.

ESA-Direktor Volker Liebig betonte beim Swarm-Launch Event den Nutzen der Mission für die Klimaforschung. Foto: Michi Jo Standl/emotionpic.de

ESA-Direktor Volker Liebig betonte beim Swarm-Launch Event den Nutzen der Mission für die Klimaforschung. Foto: Michi Jo Standl/emotionpic.de

 

Grönland-Gletscher: Keine klare Linie in der Entwicklung

Dass Grönlands Gletscher in Richtung Meer wandert, ist man sich einig. Über die Geschwindigkeit diskutieren Wissenschaftler noch. Foto: esa

Dass Grönlands Gletscher in Richtung Meer wandert, ist man sich einig. Über die Geschwindigkeit diskutieren Wissenschaftler noch. Foto: esa

Der Name „Grönland“ für die größte Insel der Welt täuscht. Er bedeutet nämlich auf Deutsch „grünes Land“. Das zum nordamerikanischen Kontinent gehörende Eiland ist großteils noch von Gletschern bedeckt. Die Betonung liegt auf „noch“. Der Klimawandel hat die politisch zu Dänemark gehörende Insel in Bewegung versetzt.

Die European Space Agency (ESA) mit dem Kontrollzentrum im hessischen Darmstadt fungiert als Beobachter unter anderem dessen, was sich in Grönland abspielt. Die Satelliten ERS-1 und ERS-2, beide nicht mehr aktiv, lieferten seit den 80er Jahren ständig Daten über die Entwicklung des Meereises am Nordpol und der Gletscher am Südpol und in Grönland. Der Zeitraum von einigen Jahrzehnten ist allerdings im Vergleich zum Erdalter viel zu kurz, um hundertprozentig sagen zu können, was sich da abspielt. Klar ist nur, da tut sich was.

 

Die landläufige Meinung ist, die Gletscher schmelzen aufgrund der Klimaerwärmung, die ohne Zweifel schon seit Längerem stattfindet. Doch die Entwicklung der Eismassen ist komplexer. Bis 2003 wurde sogar eine Zunahme beobachtet. Vermehrte Verdunstungen über dem Meer durch eine wärmere Atmosphäre sorgen für einen stärkeren Schneefall im nördlichen Polarkreis, was für die Verstärkung des Eispanzers, der über Grönland liegt, sorgt. Von 1992 bis 2003 hat dieser um 45 Milliarden Tonnen zugenommen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 1,8 Zentimeter. Unklar ist jedoch, wie sich diese gegensätzlichen Bewegungen auf den Meeresspiegel auswirken werden. 2012 brach ein etwa 120 Quadratkilometer großer Eisbrocken vom Grönland-Gletscher ab und wurde zum schwimmenden Eisberg, was wiederum Auswirkungen auf den Meeresspiegel hat; die Folge: mehr Wasser, mehr Schnee. Ein Kreislauf, der in den letzten zwanzig Jahren von der Wissenschaft nicht berücksichtigt wurde, kommt laut ESA zum Greifen.

„Auf den aktuellen Satellitenbildern sieht man zwar, dass sich Grönlands Gletscher in Richtung Meer bewegt, aber langsamer, als bisher angenommen.“, so Prof. Frank-Jürgen Diekmann, Flugleiter im ESA-Kontrollzentrum Darmstadt.

Große Hoffnung setzen die Wissenschaftler auf den Satelliten „CryoSat-2“, der 2010 gestartet ist und bis 2017 Daten in einer bisher unerreichten Genauigkeit liefern soll. Aus den laufenden Auswertungen erhofft man sich, der Entwicklung von Gletschergrößen und dem Anstieg des globalen Meeresspiegels einen roten Faden zu verleihen.

 

Sturmtief Christian: Wer zahlt die Schäden?

Foto: fotolia.com

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In den vergangenen Tagen erreichten uns Horrorbilder aus dem Norden der Bundesrepublik über die Medien. Das Tief, das Meteorologen lapidar „Christian“ tauften, brachte die heftigsten Stürme seit 14 Jahren nach Deutschland. Die Nordfriesen sind Sturm gewohnt, doch was da über die Küstenregionen fegte, bereitete sogar den wetterresistenten Nordlichtern Angst. Auf der

Ferieninsel Sylt wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 157 km/h gemessen.

Das Unwetter machte sogar vor dem Landesinneren nicht halt. Es forderte in Nord- und Westdeutschland insgesamt sieben Todesopfer, abgesehen von den enormen wirtschaftlichen Schäden. Bahn- und Flugbetrieb kamen in weiten Regionen zum Erliegen, die Stadt Hamburg rief am Montag sogar den Ausnahmezustand aus.

Was bezahlen die Versicherungen?

Das Unwetter hinterließ demolierte Autos, abgedeckte Dächer, quer im Garten liegende Bäume. Nach ersten Schätzungen ist von Millionenschäden die Rede. Schäden im Haus übernimmt die Hausratversicherung. Zu den abgedeckten Schadensfällen zählen aber auch am Haus außen montierte Dinge, wie zum Beispiel Satellitenschüsseln. Für Schäden im Garten tritt im Regelfall die Wohngebäudeversicherung ein.

Für Schäden am Auto durch beispielsweise herumfliegende Dachziegel übernimmt die Schäden die Kaskoversicherung. Nicht haftbar gemacht werden kann der Hausbesitzer, vor dessen Gebäude man geparkt hat.

Im Falle von Bahnverspätungen treten die üblichen Erstattungsrichtlinien der Deutschen Bundesbahn in Kraft, obwohl es sich bei Sturm um „Höhere Gewalt“ handelt.

Föhn, wo Föhn hingehört

In den letzten Tagen trat ein Phänomen im Südwesten Deutschlands auf, das da eigentlich nicht hingehört: der Föhn. Der Fallwind ist in den Alpen zu finden, da er, wie der Name schon sagt, ein Gefälle braucht, um überhaupt entstehen zu können. Bekannt für warmen, nicht sehr starken Wind ist München, das ja direkt im Norden des Alpenhauptkammes liegt. Ärgerlich ist diese Wetterlage für „wetterempfindliche“ Menschen, da der Föhn bei diesen häufig Kopfschmerzen hervorruft.

Wie entsteht Föhn?

Dieser trockene Wind entsteht, wenn im Süden der Alpen, zum Beispiel in Italien, warme und feuchte Luft an die Berge herangeweht wird, diese beim „Aufstieg“ abkühlt und gleichzeitig durch Regen oder Schnee Feuchtigkeit verliert. Hat der Wind die Alpen überwunden, stürzt die inzwischen trockene Luft nach unten und erwärmt sich dabei sehr rasch, weil ihr eben die Feuchtigkeit fehlt. Pro 100 Meter Höhenunterschied erwärmt sie sich um etwa ein Grad Celsius. Wenn so eine Situation eintritt, kann es im Winter im Voralpenland schlagartig zu frühlingshaften Temperaturen kommen.

Wie entsteht Föhn abseits der Alpen?

Typische Föhnwolken in Oberbayern. Foto: pixabay

Typische Föhnwolken in Oberbayern. Foto: pixabay

Föhn kann auch in den Mittelgebirgen, zum Beispiel im Schwarzwald oder im Harz, entstehen. Dort wird er allerdings nicht so wahr genommen, weil er schwächer ist. Dabei kann die warme Luftmasse aufgrund von Nebel- oder Hochnebelbildung nicht bis in die tiefen Lagen vordringen. Die warme Luft drückt die kältere Luft von Mittelhöhen in noch tiefere Regionen und in der Hügellandschaft vor den Mittelgebirgen wird die Luft dann wärmer und es herrscht auch hier Föhn. Die Föhnwinde sind hier nicht so stark, weil die Topographie flacher ist als im Alpenvorland.

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