Hitzekatastrophe in Nordafrika, Überschwemmungen in Griechenland und der Türkei: Wissenschaftler sehen das Fortschreiten des menschengemachten Klimawandels als nicht mehr abwendbar und fordern die Politik auf, sofort zu handeln.
- Wetterkongress in Hamburg
- Meerestemperaturen steigen extrem
- Temperaturrekorde in Deutschland durch den Klimawandel
- Forderungen an die Politik
Der Klimawandel wird in großen Teilen ungebremst erfolgen, womit nicht mehr abwendbare massive Veränderungen auf unserem Planeten zu erwarten sind. Zu dem Ergebnis sind Wissenschaftler und Wetterexperten auf dem Wetterkongress im September in Hamburg gekommen. Nach Ansicht der Forscher sei 2023 das Jahr, in dem die Entwicklung der extremen Wetterereignisse ein Maß erreicht hat, in dem der menschengemachte Klimawandel nicht mehr zu leugnen sei. Sie sprechen von einer „Wendemarke“.
Rekorde bei der Erwärmung
Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch wie in diesem Jahr. Nie zuvor haben Hitzerekorde und Waldbrände ein solches Ausmaß erreicht wie 2023. Die um 5 bis 6 Grad höheren Wassertemperaturen im Mittelmeerraum haben für Rekordwerte bei der Verdunstung und den nachfolgenden Niederschlägen in Europa und Nordafrika gesorgt. Neben den dringend notwendigen Maßnahmen zum Stopp eines weiteren Anstiegs der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre sehen die Experten die ebenso dringende Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen in der Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen der massiven globalen Erwärmung. Aufgrund von saisonalen Klimamodellen halten sie für die Jahre 2024 und 2025 das Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze bei den globalen Temperaturen für möglich.
Klimawandel sorgt für Temperaturrekorde in Deutschland
In Teilen Deutschlands kam es in diesem Jahr zu extremen Hagel- und Starkregenereignissen. Vor Dürreperioden ist die Bundesrepublik 2023 verschont geblieben. Dennoch beobachten Meteorologen die Entwicklung mit Besorgnis. Die Zahl heißer Tage mit einer Maximaltemperatur von mindestens 30 Grad Celsius ist seit den 1950er-Jahren von etwa drei Tagen im Jahr auf heute im Mittel neun Tage gestiegen. Am 20. Juli 2022 wurde während einer intensiven Hitzewelle in Hamburg-Neuwiedenthal eine Tageshöchsttemperatur von 40,1 Grad Celsius gemessen. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) wurden noch nie in Mitteleuropa so nördlich Temperaturen über 40 Grad Celsius gemessen. Die höheren Temperaturen im Sommerhalbjahr bei gleichzeitig abnehmenden Niederschlägen führen dazu, dass die Pflanzen zum einen früher mit der Verdunstung beginnen und zum anderen auch mehr verdunsten können. Das hat in der Summe zur Konsequenz, dass die Böden im Frühjahr schneller und im Sommer stärker austrocknen.
Prof. Dr. Jochen Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie, sieht die Erde anstatt auf ein 1,5 Grad-Ziel auf einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 3 Grad zusteuern. Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, sieht das Pariser Klimaabkommen faktisch gescheitert.
Die Experten fordern von der Politik sofortige Maßnahmen. Sie sei gefordert, ihrer Aufgabe zur Gestaltung der Leitplanken nachzukommen. Zum Beispiel solle die Besteuerung an den Ausstoß von Treibhausgasen und den Ressourcenverbrauch gekoppelt werden. Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen hingegen sollten nach Ansicht der Experten gefördert werden.