Wo herrscht das schlechteste Wetter der Welt?

Die dampfbetriebene Zahnradbahn auf den unwirtlichen Mount Washington ist die zweitsteilste Bahn der Welt. Foto: pixabay

Die dampfbetriebene Zahnradbahn auf den unwirtlichen Mount Washington ist die zweitsteilste Bahn der Welt. Foto: pixabay

Alle reden übers Wetter und die meisten jammern darüber. Dabei leben wir in Deutschland in einer gemäßigten und sehr abwechslungsreichen Klimazone. Die Menschen, die sich auf dem Mount Washington im US-Bundesstaat New Hampshire aufhalten, sind nicht so gut dran. Denn auf dem nur knapp 1917 Meter hohen Berg herrscht das schlechteste Wetter der Welt.

Die Erhebung im Nordosten der USA, die etwas höher ist als der Feldberg im Schwarzwald, gehört zum Mittelgebirge der Appalachen, das sich von den USA bis nach Kanada zieht. Trotz der vergleichsweise geringen Höhe hat es der Berg allerdings in sich. Auch der Breitengrad, auf dem die Gegend liegt, deutet nicht auf Wetterextreme hin. Die italienische Hafenstadt Genua beispielsweise liegt auf der selben geographischen Breite.

Eisige Kälte, Nässe, Nebel und Unmengen an Schnee sind an der Tagesordnung. Das Wetter kann in dem bei Winter- und Sommertouristen beliebten Ziel von einer Minute auf die andere umschlagen. Hartgesottene bringt seit 1869 die „Mount Washington Cog Railway“ auf den Gipfel. Die Zahnradbahn ist nach der Schweizer Pilatusbahn die zweitsteilste Bahn der Welt.

Auf dem Mount Washington, der von den Indianern Agiocochook („Das Zuhause des großen Geistes“) genannt wurde, entstand 1870 die erste Wetterstation der Welt. Das hat seinen Grund. Denn es gibt auf dem Planeten wohl kaum eine Gegend mit mehr Wetterrekorden. Am 12. April 1934 wurde auf dem Gipfel mit 372 km/h die bis 1996 weltweit höchste Windgeschwindigkeit gemessen. Der Rekord wurde am 10. April 1996 vom Wirbelsturm „Olivia“ in Australien eingestellt.

An 110 Tagen im Jahr übersteigen die Windgeschwindigkeiten über 120 km/h und somit Hurrikanstärke. Die Wintertemperaturen sind ebenfalls nicht einladend. Schon im Herbst, wenn es im Tal noch weit über 0 Grad hat, werden nicht selten auf dem Gipfel bis zu minus 40 Grad Celsius gemessen, die in Kombination mit den harschen Winden gefühlte minus 70 Grad ergeben können. Die Windgeschwindigkeit im Jahresdurchschnitt beträgt 56 km/h, die Durchschnittstemperatur minus 2,7 Grad Celsius.

Auch bei den Niederschlägen lässt sich das Wetter auf dem Berg nicht lumpen. Durchschnittlich regnet es im Jahr 2500 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich, in Deutschland liegen die jährlichen Durchschnittswerte, abhängig von der Region, bei etwa 600 bis 950 Liter pro Quadratmeter. Im Winter 1968/1969 fielen 14 Meter Schnee auf die Region herab.

Der Grund für die ständigen Wetterextreme ist die geografische Lage des Gebietes. Die Region liegt im Einflussbereich der sogenannten Polaren Frontalzone, in der sich tropische und polare Luftmassen treffen. Alle speziellen Lagebedingungen zusammen sind die Ursache für die extremen Witterungsverhältnisse.

Hier geht’s zum aktuellen Wetter auf dem Mount Washington.

 

1 Kommentar

    • Apostel, Fred auf Juni 2, 2015 bei 7:47 p.m.
    • Antworten

    Liebe Redaktion der Wetterversicherung

    Danke für die Info. Ich war in der letzten Woche gleich 2x oben. Einmal mit der Cograil, die auch die älteste Zahnradbahn der Welt ist und wie ihr korrekt schreibt, nach der Pilatusbahn, die zweitsteilste der Welt. und das seit 1869, und einmal mit dem Auto. Die auf eurem Foto abgebildete Loknr. 2 stammt übrigens von 1885. In den letzten Jahren wurde die Bahn verdieselt, immerhin mit Biodiesel. Nur noch einmal pro Tag fährt in der Saison der erste Zug mit Dampf.
    Wir hatten oben Wetterglück und sprachen lang mit dem Ranger. Ober gibt es ein Wettermuseum. Die Windgeschwindigkeit vom 12. April 1934 ist immer noch Weltrekord, wenn man von Wirbelstürmen absieht.
    An klaren Tagen kann man Kanada und den Atlantik sehen. Der Ranger schwärmte von den goldgelben Sonnenaufgängen über dem Atlantik, die man an seltenen Tagen sehen kann. Leider kann man oben nicht übernachten. Über den Berg führt der Appalachian Trail, einer der längsten Weit-Wanderwege der Welt. Der Brakeman der Cograil sagte, dass immer noch über 130 Leute wegen dem schnell umschlagenden Wetter auf dem Wanderweg vermisst werden. Wir haben das schnell umschlagende Wetter auf einem der Nachbarberge, dem Mt. Cannon erlebt. Auch er ist für seine Windgeschwindigkeiten berühmt. Innerhalb von 15 min baute sich eine regelrechte Regenwalze auf, die einem das Fürchten lehrte.
    Auf der der Cograil abgewandten Seit des Mt. Washington führt eine Mautstrasse auf den Gipfel. Auch die hat es in sich. Insb. bei der Bargabfahrt sollten regelmässig trotz „Low-Gang“ die Bremsen gekühlt werden. Vor Aussichtsparkplätzen wird höflich darauf hingewiesen.

    Also nix wie hin und los und sich das mal anschauen. Da bieten unsere Berge Wetterberge Brocken und Zugspitze viel weniger Extreme, obwohl ich mich bei den White Mountains an den heimischen Harz erinnert fühlte.

    Beste Grüsse
    Fred Apostel

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