Wenn man „Völkerwanderung“ hört, denkt man zu allererst an historische Karten aus den Geschichtsbüchern, die darstellen, wie sich die Menschen im Laufe der Jahrtausende über die Kontinente ausgebreitet haben. Aus verschiedensten Gründen verließen ganze Völker ihr angestammtes Gebiet, ihre Heimat.
Man glaubt zu wissen, dass der Homo Sapiens zur Ruhe gekommen ist, dass der Mensch am Ziel angekommen ist, doch wie Wissenschaftler schon seit einigen Jahren beobachten, ist das keineswegs so. Der Mensch ist erneut unterwegs, auf der Flucht vor dem Klima, beziehungsweise auf der Suche nach neuen Heimaten, wo er das findet, was ihm der vermeintliche Klimawandel weggenommen hat: fruchtbares Land, das genug an Nahrung bietet, um überleben zu können.
Zum ersten Mal wurde von Völkerwanderung aufgrund der Klima- und Umweltsituation im Bericht des Weltklimarats 1990 gesprochen. Als Gründe für die Flucht aus der eigenen Region in Zusammenhang mit dem Klima gelten vor allem Ernteausfälle und der Anstieg des Meeresspiegels.
Das Augenmerk liegt dabei auf Afrika. Da sich Forscher anfangs nur schleppend mit dem Thema befassten, liegen noch keine konkreten Zahlen vor. Man geht allerdings davon aus, dass in den nächsten Jahren bis zu 330
Millionen Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.Mit dem Anstieg des Meeresspiegels haben auch die Einwohner Ozeaniens zu kämpfen. Die Inseln und Atolle in der Südsee liegen nur knapp über dem Meeresspiegel. Das Bündnis „Aktion Deutschland hilft“ spricht unter Berufung auf Informationen der Vereinten Nationen von bis zu einer Milliarde Menschen, die bis 2050 ihr Land verlassen müssen.
Politisch gesehen befinden sich die Umweltflüchtlinge in Niemandsland, denn Menschen, die aufgrund von langfristigen Klima- und Umweltereignissen ihr Land verlassen müssen, um Überlebenschancen zu haben, sind im Gegensatz zu Kriegsflüchtlingen nicht von der Genfer Flüchtlingskonvention geschützt.
In der Schweiz hat sich inzwischen eine Initiative gegründet, die sich für die Flüchtlinge stark macht. „Als Flüchtling gilt nur, wer politisch verfolgt wird. Wir müssen für Umweltflüchtlinge zusätzliche Schutzmaßnahmen entwickeln.“, so der Schweizer Manuel Bessler, der nach 20 Jahren Auslandseinsätzen 2011 wieder in die Alpenrepublik zurück gekehrt ist und zum Delegierten für Humanitäre Hilfe des eidgenössischen Bundesrates bestellt wurde. Bessler ist auch davon überzeugt, dass die Genfer Flüchtlingskonvention, die aus dem Jahr 1951 stammt, völlig veraltet sei und einer dringenden Überarbeitung bedürfe, um auch die Menschen, die der Natur hilflos ausgesetzt sind, zu schützen.
