Berlin macht Wetter

Brandenburger Tor: Berlin ist Namensgeber für das Phänomen der plötzlichen Erwärmung der Stratosphäre. Foto: Brigitte Werner/pixabay.com

Brandenburger Tor: Berlin ist Namensgeber für das Phänomen der plötzlichen Erwärmung der Stratosphäre. Foto: Brigitte Werner/pixabay.com

Dass Berlin in Europa eine gewisse Rolle spielt, weiß man. Aber ist die Stadt an der Spree sogar für das Wetter verantwortlich? Nicht ganz. Nur ein Wetterereignis, das erst seit den 1950er Jahren bekannt ist, trägt den Namen der Hauptstadt.

Das „Berliner Phänomen“ ist ein spezielles Ereignis, welches das Wettergeschehen auf der Nordhalbkugel entscheidend beeinflusst. Entdeckt hat es Prof. Richhard Scherhagen, damaliger Chef des Meteorologischen Instituts der Freien Universität Berlin, als er am 23. Februar 1952 die Messergebnisse der Berliner Stratosphären-Radiosonde auswertete. Zuerst dachte er an einen Übertragungsfehler, denn in einer Höhe von 30 Kilometer wurden an diesem Tag nach Temperaturen von minus 48 Grad Celsius plötzlich deutlich wärmere Temperaturen gemessen. Sie kletterten plötzlich um 36 Grad nach oben. Im Glauben, dass ein Irrtum vorliegt, änderten die Berliner zuerst die Messwerte von minus 12 auf minus 62 Grad ab. Doch überregionale Messungen in Dänemark, England und den USA bestätigten, dass alles seine Richtigkeit hat. In der Stratosphäre wurde eine Warmluftblase entdeckt, deren Vorkommen man sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war.

Frost trotz Erwärmung
Der Grund, warum die Wissenschaftler damals nicht so Recht an die Richtigkeit der Messwerte glaubten, ist die Tatsache, dass die Erwärmung der Stratosphäre mit extrem frostigen Wintern auf der Erde einhergeht. Das plötzliche „Aufheizen“ der Stratosphäre über dem Atlantik wirbelt die atmosphärische Zirkulation durcheinander und sorgt dafür, dass sich die Windverhältnisse über der Nordhalbkugel teilweise umkehren. Statt der üblicherweise vorherrschenden milden Westwinde, die in einen regelrechten Strudel geraten, bestimmen dann Ostwinde aus Russland die Wettersituation.

Hinzu kommt, dass die Westwinde quasi aus dem Strudel ausbrechen, eine Luftsäule entsteht, und die warme Luft in Richtung Äquator „flüchtet“. Was bleibt, sind die sprichwörtlichen ”sibirischen Temperaturen“ auf der Erdoberfläche. Das Phänomen tritt im Schnitt alle zwei Jahre auf, wobei es sich im vergangenen Jahrzehnt gehäuft hat. Den strengen Winter 2010 beispielsweise führen Meteorologen auch auf eine Erwärmung der Stratosphäre zurück.

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