Neue Studie: Erderwärmung seit der Industrialisierung beispiellos

Eine aktuelle Studie aus der Schweiz zeigt, dass es im Mittelalter – entgegen anderer Annahmen – nicht wärmer war als heute. Sie belegen die Erderwärmung seit dem Beginn der Industrialisierung.

klimawandel
Foto: kbarzycki/Adobe Stock
  • Bisherige Studien an Baumringen gehen von wärmerem Mittelalter aus
  • Klimamodelle zeigen mäßiges Klima ohne physikalische Begründung
  • Schweizer Forschern gelingt ein Studie, die die Klimamodelle unterstützt
  • Zunehmende Erderwärmung seit dem Beginn der Industrialisierung

Bisherigen Baumring-Studien zufolge gab es im Mittelalter nicht nur die sogenannte „kleine Eiszeit“, sondern auch Durchschnittstemperaturen, die über den heutigen liegen. Klimamodelle hingegen gehen von gemäßigten Temperaturen aus. Doch es gab bislang keine bekannte physikalische Erklärung für die Aussagen der Klimamodelle. Der Schweizer Forscher Georg von Arx von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nahm sich dem Thema an und fand Erstaunliches heraus.

Heutige Erderwärmung nicht natürlichen Ursprungs

Bisherige Rekonstruktionen beruhen laut Arx auf der Breite oder Dichte der Jahrringe. “Beide Eigenschaften werden zwar sehr stark von den Temperaturen beeinflusst, aber meist spielen auch andere Faktoren eine Rolle dabei, wie breit oder dicht ein Jahrring wird“, erklärt der Wissenschaftler. Gemeinsam mit anderen Forschern hat er eine neue Rekonstruktion erstellt, die auf einer besonders präzisen Methode basiert, Temperaturinformationen aus Bäumen zu gewinnen. Im Gegensatz zu früheren Studien kamen die neuen Resultate zum Schluss, dass mittelalterliche Klimaanomalien so gemäßigt  waren, wie es Klimamodelle berechneten – zumindest in Skandinavien, von wo das untersuchte Holz stammt. Die heutige Erwärmung liegt damit wahrscheinlich jenseits der natürlichen Schwankungen der Temperaturen der letzten 1200 Jahre, ziehen die Forscher ein Fazit.

Beispiellose Erderwärmung

Um an das Ergebnis zu gelangen, vermaßen die Wissenschaftler 50 Millionen Zellen.“ Jede einzelne Zelle in jedem Baumring speichert klimatische Informationen, unter denen sie entstanden ist. Durch die Analyse von Hunderten, manchmal Tausenden von Zellen pro Ring lassen sich außergewöhnlich genaue Klimainformationen gewinnen“, erklärt der Erstautor der Studie Jesper Björklund.

Das Ergebnis ist eindeutig: Die Temperaturen der Modelle und der neuen Zeitreihe stimmen überein. “Damit gibt es nun zwei unabhängige Darstellungen des regionalen Klimas, die beide niedrigere Temperaturen während des Mittelalters feststellen und damit neue Belege dafür liefern, dass diese Phase nicht so warm war wie bisher angenommen”, sagt Björklund. “Stattdessen zeigen beide, dass die derzeitige Erwärmung beispiellos ist, zumindest im vergangenen Jahrtausend. Das betont die Rolle, die Treibhausgasemissionen bei den skandinavischen Temperaturschwankungen spielen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner