Frösteln im Sommer, Regenkleidung auspacken: Warum wir trotz des diesjährigen Sommerwetters mitten im Klimawandel sind, erklärt der Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst.

- Juli wärmster Monat seit Beginn der Aufzeichnungen – global gesehen
- Was ist das Klima, was das Wetter?
- Das hat Regen mit dem Klimawandel zu tun
Der Juli 2023 war global der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das geht aus Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervor. Demnach lag die weltweite Durchschnittstemperatur bei 16,95 Grad Celsius, um 0,33 Grad höher als im Juli 2019. Der Juli des vergangenen Jahres galt bisher als wärmster Monat. Auch die Meerestemperatur lag so hoch wie bisher noch nie. In Deutschland hingegen war der Juli geprägt von langen Regenphasen und kühlen Temperaturen. Viele Menschen dürften sich fragen: Ist die Erderwärmung in Deutschland nicht mehr spürbar? Klimaskeptiker befeuern die für Hochsommer doch recht niedrigen Temperaturen.
Klima nicht mit Wetter verwechseln
Ist das verregnete Wetter in Deutschland normal vor dem Hintergrund des Klimawandels? “Zuerst einmal muss man zwischen Klima und Wetter unterscheiden”, sagt der Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) im Gespräch mit die-wetterversicherung.de. Das Wetter sei kurzfristig, die Klimadaten beruhten auf einem Zeitraum von 30 Jahren.
Friedrich gibt noch eine zweite Komponente zu bedenken, die die aktuelle Copernicus-Auswertung zeigt: “Den Klimawandel muss man global betrachten.” Wobei man für das Verständnis nicht einmal auf andere Kontinente blicken muss. Die Flutkatastrophe in Slowenien und im Süden Österreichs ist laut Friedrich eine Auswirkung des Klimawandels, zu der die gestiegenen Meerestemperaturen beitragen. Nicht zu vergessen, die Hitzewellen in Südeuropa.
Niederschläge: Das ist der Zusammenhang mit dem Klimawandel
Was haben aber höhere Temperaturen der Meere mit Niederschlägen und mehr Starkregenereignissen zu tun? “Wärmeres Wasser verdunstet mehr”, erklärt Friedrich. “In Slowenien ist die Ursache im Mittelmeer zu suchen. Die Wolken mit dem durch höhere Meerestemperaturen verdunsteten Wasser haben sich an den Alpen gestaut.” Deutschland wird hingegen hauptsächlich vom Atlantik beeinflusst. Wann oder wo Wetterereignisse vom Klimawandel beeinflusst werden, ist laut Friedrich noch nicht abschließend erforscht. “Studien bringen den Jetstream – einen Höhenwind – ins Spiel. Das ist aber auch noch nicht ganz geklärt.” Da sei einfach Chaos in der Atmosphäre, so der Meteorologe.