Langfristige Wetterprognosen sind mit Ungenauigkeiten verbunden. Laut einer aktuellen Studie macht die Verschiebung des Polarwirbels Vorhersagen einfacher.
- Langzeitprognosen für Meteorologen schwierig
- Polarwirbel hat Einfluss auf Genauigkeit von Wetterprognosen
- Bedeutung der Verschiebung des Jetstreams
Das Wetter ist ein chaotisches System. Seriöse Prognosen über Wochen hinweg zu stellen, ist für Meteorologen deshalb schwierig. Langzeitprognosen sind sehr vage. Dennoch sind längerfristige Vorhersagen wichtig, zum Beispiel wenn es darum geht, optimale Aussaat und Erntezeiten in der Landwirtschaft zu ermitteln. Auch um die Schwankungen von Solar- und Windenergie zu berechnen, sind entsprechende Prognosen von Bedeutung.
Wetterprognosen: Polarwirbel hat Einfluss auf Genauigkeit
Ein Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ist nun einem Phänomen auf der Spur, das Wetterprognosen auf natürliche Weise einfacher machen soll. Es hat seinen Ursprung in der Stratosphäre 15 bis 50 Kilometer über der Erdoberfläche. Die Abschwächung des sogenannten Polarwirbels macht offenbar das Wetter weniger chaotisch. „Aus früherer Forschung wissen wir bereits, dass die Zirkulationsverhältnisse in der polaren Stratosphäre während des nördlichen Winters nützliche Informationen für genauere Langfristvorhersagen liefern können, insbesondere hinsichtlich des Wetters über dem Nordatlantik und Eurasien“, erklärt Prof. Thomas Birner. „Besonders wenn sich der Polarwirbel – ein Band starker ostwärts gerichteter zirkumpolarer Strömung in Stratosphärenhöhe – stark abschwäche oder zusammenbreche, neige der nordatlantische Jetstream dazu, sich nach Süden zu verlagern.“
Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Kälteeinbrüchen über Eurasien. Derartige Wirbelzusammenbrüche sind relativ selten und treten nur etwa jeden zweiten Winter auf. Im Moment ist es aber wieder einmal soweit: „Ein solches Ereignis findet derzeit statt, mit entsprechenden erwarteten Auswirkungen auf das eurasische Wetter in den kommenden Wochen.“
Langzeitprognosen: Durch Verschiebung des Jetstreams in Nordeuropa genauer
Die LMU-Meteorologen sehen einen weiteren Aspekt des stratosphärischen Einflusses für langfristige Wettervorhersagen: Auf schwache Polarwirbel wie dem aktuellen folgt über Nordeuropa in der Regel eine Phase geringerer Unsicherheit bei den Wettervorhersagen für etwa drei bis fünf Wochen. Die Unsicherheit ist laut den Wissenschaftlern um rund 25 Prozent geringer. Das Wetter wird damit also gerade im laufenden Jahr vorhersagbarer.
„Wir führen diese verringerte Vorhersageunsicherheit auf die Südverschiebung des nordatlantischen Jetstream zurück“, erklärt Erstautor Jonas Späth. Die damit verbundene Verlagerung der Zugbahnen der Winterstürme nach Süden, die in dieser Jahreszeit die Hauptquelle der Vorhersageunsicherheit sind, führt zu einer geringeren Sturmaktivität über Nordeuropa und damit zu einer niedrigeren Unsicherheit der Vorhersagen. Umgekehrt nimmt die Vorhersageunsicherheit über Südeuropa zu.